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Digitalisierung und KI
Wie steht es um das digitale Bayern in Europa?

Autor: Konrad Teichert

Welche zentralen Herausforderungen bringt Künstliche Intelligenz? Wie sehen die aktuellen Entwicklungen aus? Um diese Fragen zu diskutieren lud die Hanns-Seidel-Stiftung Anfang April 2024 Experten aus Politik und Wirtschaft ein.

 

Der Bayerische Staatsminister der Justiz, Georg Eisenreich, MdL, nahm sich viel Zeit für die Diskussion mit den Teilnehmern.

Der Bayerische Staatsminister der Justiz, Georg Eisenreich, MdL, nahm sich viel Zeit für die Diskussion mit den Teilnehmern.

HSS

Die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der breiten Gesellschaft wächst stetig. Weltweit existiert ein technologisch-digitaler Wettbewerb um Märkte und Schlüsseltechnologien in der Anwendung von KI. Europa hat hierfür in den vergangenen Jahren zahlreiche Rahmenrichtlinien geschaffen. So hat das Europäische Parlament den Artificial Intelligence (AI) Act im Rahmen der EU-Digitalstrategie zur Regelung für den Umgang mit KI in der Forschung und Wirtschaft am 13. März 2024 verabschiedet.

Um weiterhin als Hightech Standort auf höchster Ebene bestehen zu können, muss sich Bayern digital weiterentwickeln. Bereits 2019 hat der Freistaat Bayern die Innovationsoffensive „Hightech Agenda Bayern“ mit massiven Finanzmitteln gestartet. Dieser Digitalpakt betrifft auch die Justiz. In Bayern wurde deshalb die Initiative #digitalejustiz ins Leben gerufen, um die Chancen der Digitalisierung für eine moderne und leistungsfähige Justiz zu nutzen.

Dazu schilderte der Bayerische Staatsminister der Justiz, Georg Eisenreich, MdL, die aktuellen Maßnahmen und Ansätze:

„Wir investieren massiv in die digitale Infrastruktur, das heißt, wir haben den elektronischen Rechtsverkehr eingeführt, wir haben Videoverhandlungen ermöglicht und wir führen die elektronische Akte bei den Gerichten und jetzt dann auch bei den Staatsanwaltschaften ein. Das heißt, wir haben eine digitale Infrastruktur. Wir investieren auch in Legal Tech-Tools, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Arbeit zu unterstützen."

Blick nach vorne

Langfristig wird der Zugang zu Recht durch Legal Tech-Tools leichter, kostengünstiger und verständlicher. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur ist die Voraussetzung, um die Vorteile der Digitalisierung nutzen zu können. So nimmt die elektronische Akteneben dem elektronischen Rechtsverkehr bei der Digitalisierung der Justiz eine Schlüsselrolle ein.

Zur Umsetzung des Gesetzes zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten wurde in Bayern das Programm "eJustice-Arbeitsplatz" aufgesetzt. Unter diesem Dach werden alle Maßnahmen geplant und realisiert, die es der Justiz ermöglichen, umfassend elektronisch zu arbeiten. Bis zum gesetzlich vorgeschriebenen Stichtag am 31. Dezember 2025 soll die elektronische Akte sukzessive bei allen Justizbehörden eingeführt werden.

KI – Technologie in der Anwendung

KI ist nicht nur im Bereich Justiz, sondern grundsätzlich ein Gamechanger und die nächste Stufe der Digitalisierung. Die Möglichkeiten sind vielfältig und finden mehr und mehr Anwendungen in Unternehmen. KI-Wissenschaftler Dr. Julian Wörmann forscht und berät Unternehmen als stellvertretender Leiter des Kompetenzfeldes Maschinelles Lernen bei der fortiss GmbH.

Seiner Meinung nach stehen im Fokus:

  • Datenauswertung und Prognose. Hier geht es um die Erkennung von Anomalien, die Ursache-Wirkung-Analyse oder auch die Vorhersage von Aus- oder Belastungen.
  • Automatisierung von Ressourcen- oder zeitintensiven Vorgängen

Auch wenn das Training meistens zeit- und kostenintensiv ist, so ist die Anwendung hingegen einfach realisierbar und von großem Mehrwert. Investitionen in Technologie, die sich auszahlen.

So Julian Wörmann:

„Viele Prozesse in aktuellen Arbeitsabläufen können schon heute mit Methoden des Maschinellen Lernens unterstützt werden. Wartungsintervalle von Maschinen lassen sich so z.B. genauer vorhersagen, um Ausfallzeiten zu minimieren.“

Der Einsatz von KI im Alltag ist bereits weit verbreitet. Zu nennen sind die Vielzahl an Assistenzsystemen, Übersetzungsprogrammen oder die Objekterkennung. Die generative KI wie ChatGPT ist nun in der Lage, mithilfe generativer Modelle Texte, Bilder, Videos oder andere Daten zu erstellen.

Nach Julian Wörmann gibt es neue Chancen:

„Die Generierung von realistischen Daten bietet neben aller Herausforderungen auch exzellente Möglichkeiten, die Datengrundlage für das Training von ML-Ansätzen zu verbessern und so die resultierenden Modelle robuster zu machen.“

Den Impulsvortrag von Julian Wörmann können Sie hier nachlesen.

Tina Pickert führte als Moderatorin durch die Veranstaltung.

Tina Pickert führte als Moderatorin durch die Veranstaltung.

HSS

Herausforderung Regulierung: unbedingt notwendig – aber nicht innovationshemmend

Europa hat hier in den letzten Jahren zahlreiche Regelungen geschaffen und das Europäische Parlament hat am 13. März 2024 das Gesetz für Künstliche Intelligenz verabschiedet. Welche Bereiche von KI im Fokus stehen und wie die Regulierung in der Branche ankommt, können Sie hier nachlesen:

AI-Framework und die Pressemeldung dazu.

Diese Verordnung wird nun von Rechts- und Sprachsachverständigen abschließend überprüft. Sie dürfte noch vor Ende der Wahlperiode im Rahmen des sogenannten Berichtigungsverfahrens angenommen werden. Auch muss der Rat die neuen Vorschriften noch förmlich annehmen.

Formt das Recht die Technik oder eher die Technik das Recht? Es ist letzteres, denn die Technik ist schneller und innovativer und das Recht läuft letztendlich hinterher. Hier gilt es stets am Ball zu bleiben, denn die Innovationszyklen werden immer kürzer und der Wettbewerb findet weltweit statt – nicht nur in Europa.

Politikwissenschaftlierin Tina Pickert ist der Ansicht:

"Digitalisierung und KI sind unsere Zukunft. Es ist gut, dass sie von der EU reguliert werden, denn alles Digitale muss den Menschen dienen und darf sie nicht einschränken. Aber wir dürfen die Innovationen nicht vergessen und müssen hier mehr Förderungen von der EU bereitstellen."

Bei aller Regulierung bleibt es daher wichtig, das richtige Maß zu finden zwischen notwendiger aber nicht innovationshemmender Regulierung.  

Wie sieht die Zukunft der Arbeitswelt aus?

In der Diskussion über die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ist eine zentrale Frage, wie sich dies auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Die Sicht des Unternehmens Robert Vogel skizziert dies zusammenfassend:

„Es ist unbestreitbar, dass wir an der Schwelle zu einer tiefgreifenden Transformation auf dem Arbeitsmarkt stehen, die uns alle betreffen wird. KI und zum großen Teil auch die Welt der Virtuellen Welt sind Ausprägungen eines enormen Technologiesprungs. Diese Entwicklungen bieten enorme Chancen für Produktivität, Effizienz und Innovation, stellen uns aber auch vor Herausforderungen, insbesondere in der Anpassung unserer Arbeitsplätze, Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme.“

Im Anschluss an die Diskussion erläuterten Robert Vogel und Konrad Teichert, Referatsleiter Wirtschaft und Soziales bei der HSS, welche faszinierenden Möglichkeiten sich durch den Eintritt in virtuelle Welten öffnen. Durch dieses Werkzeug können nicht nur Arbeitsprozesse effizienter gestaltet, sondern auch  Bildung und Training revolutioniert werden.

Auch Europa hat dies erkannt und im Juli 2023 nahm die Kommission eine Strategie zu Web 4.0 und virtuellen Welten an Hier können Sie sich informieren:

Bürgerforum "virutal worlds panel" und EU-Faktsheet: Virtuelle Welten und Web 4.0

 

Bilder der Veranstaltung

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Leiter: Konrad Teichert
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