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Interview zum neuen Buch von Franca Bauernfeind
Black Box Uni – Biotop linker Ideologien

Autor: Dr. Markus Ehm

Wie hat sich der Alltag an deutschen Universitäten verändert? Die Studentin der Staatswissenschaften, Franca Bauernfeind, spricht in "Black Box Uni" von ihren Erfahrungen mit Cancel Culture, Politischer Korrektheit und der woken Verwechslung zwischen Debatte und Meinungskampf.

Franca Bauernfeind studierte Staatswissenschaften in Erfurt. Während dieser Zeit engagierte sie sich in der Hochschulpolitik. Sie wurde in den Studierendenrat gewählt, zudem stand sie als Bundesvorsitzende an der Spitze des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Ihre Erfahrungen und Erlebnisse auf dem Campus beschreibt sie in ihrem aktuellen Buch „Black Box Uni – Biotop linker Ideologien“. Sie geht darin auf Phänomene wie „Cancel Culture“ und „politische Korrektheit“ ein und erklärt, warum grundlegende Werte wie Demokratie, Meinungsfreiheit und ein respektvolles Miteinander darunter leiden.

Franca Bauernfeind steht mit verschränkten Armen da und blickt selbstbewusst lächelnd in die Kamera.

"Meine Argumente zu aktuellen politischen Problemen haben auf dem Campus nichts zu suchen." Franca Bauernfeind (geb. 1998) studiert derzeit an der Universität Erfurt im Masterstudiengang Staatswissenschaften. Die begeisterte Leistungsschwimmerin, Geigerin und Chorsängerin ist Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung, engagiert sich in verschiedenen Hochschulgremien und ist publizistisch tätig. Bundesweit bekannt wurde Franca Bauernfeind als Bundesvorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und Mitglied im Bundesvorstand der CDU.

Bauernfeind

HSS: Sie schreiben in Ihrem Buch von einem „eingeschränkten Meinungskorridor“ an deutschen Hochschulen. Was haben Sie erlebt?

Franca Bauernfeind: Seit Beginn meines Studiums haben mich gerade an meiner geisteswissenschaftlichen Fakultät Diffamierung und Ausgrenzung begleitet – aufgrund meiner politischen Überzeugung. Allein meine Mitgliedschaft in der Jungen Union führte dazu, dass mich Kommilitonen schief ansahen, in die „rechte“ Ecke stellten und meine Positionen als illegitim – da moralisch falsch – abstempelten. Die Folge waren Debattenausschluss und die Aussage, meine Argumente zu aktuellen politischen Problemen haben auf dem Campus nichts zu suchen. Dieses undifferenzierte Schwarz-Weiß-Denken führt im Hochschulkontext dazu, dass jeder, der sich nicht den vorgegebenen Positionen von linker Seite beiordnet, ausgegrenzt wird. Viele meiner Freunde und Bekannte zensieren sich selbst, sagen nur hinter vorgehaltener Hand ihre Meinung – aus Angst vor sozialer Isolation. Ist man – zum Beispiel aus Gründen der Sicherheit – gegen illegale Migration, gilt man als rassistisch, ist man gegen Quoten, weil man sie für undemokratisch hält, ist man antifeministisch. Diese „Political Correctness“ führt zu einer unechten Harmonie, einem Konsens, der die Wirklichkeit, die Meinungen in einer Demokratie nicht abdeckt. Diese Harmonie soll aber unter allen Umständen gewahrt werden, indem unliebsame Positionen exkludiert werden.

Franca Bauernfeind kniet neben im Cover ihres Buches wie in einer Tür.

"Black Box Uni" lässt tief blicken in die Alltagswelt des Hochschulbetriebs: "Wer sich an der Universität nicht im linken und oftmals linksextremen Meinungskorridor bewegt, wird diffamiert und ausgegrenzt. Während früher linke und linksextreme Ideen tendenziell nicht den Campus verließen, prägen sie heute zunehmend die Gesellschaft." Seit März ist Franca Bauernfeinds Buch bestellbar: ISBN: 978-3-7844-3697-5

Franca Bauernfeind

Das Missverständnis: Debatten sind keine Meinungskämpfe

HSS: Handelt es sich schlichtweg um Ihre persönlichen Erlebnisse oder um eine allgemeine, strukturelle Problematik?

Es ist ein allgemeines und strukturelles Problem auf den deutschen Campus. In meiner Zeit im RCDS-Bundesvorstand habe ich viele Fälle von „Political Correctness“ und „Cancel Culture“ gesammelt und recherchiert, die ich auch in meinem neuen Buch differenziert behandle. Allgemein ist das Problem, weil gerade in den Geisteswissenschaften an jeder Universität eine laute, politisch linke Minderheit dominiert. Sie deutet die Debattenkultur in einen Meinungskampf um, bei dem es um die Frage des moralisch Richtigen geht. Moralisch richtig sind Positionen, die ein kollektivistisches Gesellschaftsbild anstreben oder eine Welt ohne Grenzen fordern. Strukturell sind die Probleme, weil durch die studentische Selbstverwaltung an den Hochschulen diese radikale Minderheit sich studentische Gelder und Deutungshoheit sichert. Die Wahlbeteiligung liegt nur zwischen fünf und zehn Prozent. Es ist verhältnismäßig einfach, dass Wenige sich Posten in den Gremien sichern und mit den Beiträgen von Studenten einseitige politische Veranstaltungen finanzieren. Kontrollinstanzen kommen ihren Verpflichtungen nicht oder nur selten nach. Im Tübinger Studentenrat gibt es Rednerlisten, die es nicht zulassen, dass (heterosexuelle) Männer ihre Wortmeldung sagen, wenn keine Frau mehr sprechen will. Im Studentenparlament der Universität des Saarlandes wurde beschlossen, „rechte Bücher“ in der Bibliothek wegzusperren, ohne zu spezifizieren, was mit „rechts“ gemeint ist. An diese Zensur ist die Universitätsbibliothek nicht gebunden, aber allein der unfreie Gedanke und die Tatsache, dass eine Mehrheit dafür gestimmt hat, bereitet mir Sorgen. Die einzelnen Vorfälle sind für sich genommen keine gänzliche Demokratievernichtung, zeigen in der Summe aber das eindeutige Bild, dass Meinungsfreiheit zunehmend eingeschränkt wird. Und dann ist auch die Demokratie in Gänze bedroht.

HSS: Welche Rolle spielen die Sozialen Medien in diesem Kontext?

Die Sozialen Medien rufen die Debattenunkultur auf den Campus nicht hervor, weil es sich um ein allgemeines Phänomen handelt. Die Sozialen Medien sind also nicht ursächlich für das Problem, aber verstärken es. Junge Menschen nehmen sich deshalb noch viel mehr zurück, weil sie Angst vor dem nächsten „Shitstorm“ haben.

Kompromiss gegen Konsens

HSS: Was bedeutet das für die Demokratie?

Unter dem Klima auf dem Campus leiden ganz klar demokratische Werte. Verschiedene Gruppen, Männer gegen Frauen oder entlang der sexuellen Orientierung werden gegeneinander ausgespielt. Das ist eine Gefahr für den liberalen Rechtsstaat und eine Gesellschaft, in der jedes Individuum eigentlich für sich steht und stehen soll. Neben dieser linken Identitätspolitik gibt es die vermeintliche Harmonie, die keinen Kompromiss aus unterschiedlichen politischen Positionen anstrebt, sondern von einem Konsens ausgeht. Dieser Konsens wird dadurch hergestellt, dass mit unterschiedlichen Instrumenten Menschen und Argumente ausgeklammert werden, ja ganze Themen wie die Flüchtlingsproblematik oder die Abschaltung der Atomkraft. Das ist keine echte Auseinandersetzung mit Problemen. Diese Debattenunkultur ist eine echte Gefahr für die Demokratie und unser politisches System in der Bundesrepublik.

HSS: Warum wollen Sie gerade die Vorgänge an Hochschulen öffentlich beleuchten?

Weil Studenten die Führungskräfte von Morgen sind. Sie werden einmal die Lehrer, Journalisten, Politiker und Abteilungsleiter im öffentlichen Dienst und der freien Wirtschaft sein. Eine Generation von jungen Leuten, die keine echten Diskurse führt, sich auf der einen Seite aus Angst selbst zensiert und auf der anderen Seite unliebsame Meinungen niederbrüllt und ausklammert, wird diese illiberale „Debattenkultur“ und Ansichten weitertragen. Daher beleuchte ich die Vorgänge an den Hochschulen getreu dem Motto: „Wehret den Anfängen!“

HSS: Wie kann man die Demokratie schützen?

Mit meinem Buch will ich Licht ins Dunkel der „Black Box“ bringen. Die Fälle, die ich aufführe, sind größtenteils öffentlich recherchierbar. Es ist also kein Geheimnis, was an den Hochschulen vor sich geht. Aber es scheint, als würde sich die breite Öffentlichkeit noch zu wenig dafür interessieren, auch was die studentische Selbstverwaltung und verschlafene Kontrollmechanismen angeht. Es muss mehr hingeschaut werden, damit die wertvolle Hochschulautonomie, die wir in Deutschland haben, funktioniert. Das bedeutet aber auch, dass sich jeder einzelne Student und Professor für seine und andere Meinungen einsetzen muss. Ich kann verstehen, wenn aus Angst vor sozialer Isolation Menschen lieber schweigen als aufzustehen. Auf der anderen Seite lässt man dann einer lautstarken linken Minderheit den Raum für ihre Methoden. Ich möchte selbstbewusst vorangehen und gleichzeitig für Offenheit werben. Nach wie vor habe ich Freunde und Bekannte aus linken Parteien und Hochschulgruppen. Je nach Thema arbeiten wir sehr konstruktiv an Fragen zur Prüfungsordnung an Hochschulen oder anderem zusammen. Ohne die Offenheit und die Bereitschaft aufeinander zuzugehen funktioniert Demokratie nicht.

HSS: Welche positiven Entwicklungen sehen Sie?

In den letzten Jahren melden sich wieder mehr bürgerliche Stimmen zu Wort, die in der ansteigend polarisierten Gesellschaft aus der Mitte heraus Position beziehen. Das finde ich gut und absolut notwendig. Wenn sich die Menschen wieder mehr öffnen und wir von moralisch zu sachlich geführten Debatten zurückfinden, habe ich die Hoffnung, dass die Demokratie wieder gestärkt wird. Dazu braucht es jeden Einzelnen.

HSS: Frau Bauernfeind, vielen Dank für das Gespräch.

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