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Mythos Bayern
Schicksalstage im August

Autor: Dr. Birgit Strobl

Der Hausvertrag von Pavia, die Gründung des Englischen Gartens, die Geburt König Ludwig II. und der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee. Viele prägende Ereignisse in der Bayerischen Geschichte haben sich im August zugetragen.

Noch im 8. Jahrhundert vor Christus war der August der 6. Monat des römischen Kalenders. Durch eine Kalenderreform wird er zum 8. Monat und in August umbenannt. Wie schon der Juli nach Julius Cäsar benannt wurde, wird mit August der römische Kaiser Augustus geehrt. Wichtig für Bayern ist besonders der 25. August. Er gilt als Namenstag Ludwig des Heiligen, König von Frankreich, aus damaliger Sicht ein Idealherrscher, der für das Haus Wittelsbach besondere Bedeutung besitzt. Aber später davon noch mehr.

Münchner Panorama. Dahinter im Dunst die Alpen.

Ab 1777 übernimmt der Pfälzer Karl Theodor die Herrschaft in Bayern. Dafür muss er seinen Regierungssitz allerdings von Mannheim nach München verlegen. Obwohl er den Münchnern den schönen englischen Garten hinterließ, war er nie sonderlich beliebt.

Alexas_Fotos; CC0; Pixabay

4. August 1329 wird der Hausvertrag von Pavia geschlossen. Mit ihm werden Herrschaftsstreitigkeiten in der Familie Wittelsbach nunmehr klar geregelt. Oberbayern fällt an Ludwig der Bayer - der diesen Namen als Kaiser erst später erhält - und die Pfalz mit der damals so genannten oberen Pfalz – heute Oberpfalz – an die rudolfinische Linie. Abgemacht wird dort auch, dass das Wahlrecht bei der Königswahl wechselweise ausgeübt werden darf. Durch die Goldene Bulle wird dies 1356 allerdings hinfällig.

Der englische Garten mit dem Monopteros

Ursprünglich wurden im englischen Garten Lebensmittel zur Versorgung des Militärs angebaut. 1789 wurde er in einen Volkspark umgewandelt und "Theodors Park" genannt.

designerpoint; CC0; Pixabay

Hausvertrag von Pavia

Nicht hinfällig, sondern höchst wirksam wird eine weitere Passage aus diesem Vertrag. Sollte eine der Linien des Hauses Wittelsbach einmal aussterben, soll die andere Linie in deren Rechte und Pflichten eintreten. Dieses wechselseitige Erbrecht kommt mit dem Aussterben der ludovizischen Linie um Jahre 1777 zum Tragen. Karl Theodor, ein überzeugter Pfälzer, tritt nun das Erbe an. München als Regierungssitz war im Hausvertrag von Pavia zwingend vereinbart. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als seinen Sitz von Mannheim nach München zu verlegen. 

Nicht begeistert davon waren auch die Münchner, die sich für den neuen Herrscher bis zum Schluss nicht recht erwärmen konnten. Da half auch der schöne Englische Garten nichts, der am 13. August 1789 gegründet und auf Beschluss in einen Volkspark mit dem Namen „Theodors Park“ umgewandelt wurde. Ursprünglich waren dort Militärgärten angelegt, die der Versorgung der bayerischen Armee dienten. Mit diesem Garten wurden damals ganz neue und fortschrittliche Ideen verwirklicht, die der Aufklärung entsprangen. Schließlich lag das Datum der Gründung nur 4 Wochen nach der Französischen Revolution.

Schloss Nymphenburg bei Nacht jenseits eines kleinen Sees

Am 25. August wird Ludwig der II. im Schloss Nymphenburg geboren. Mit vollem Namen hieß er Otto Friedrich Wilhelm Ludwig. Sein Großvater, Ludwig I., bestand auf den Rufnamen Ludwig. Er sollte der berühmteste aller Bayerischen Könige werden.

Printerzug; CC0; Pixabay

Der Märchenkönig

Sehen kann man diese Ideen noch heute an der Gestaltung des Parks als englischen Landschaftsgarten. Hier wird der Natur Raum gegeben, ganz im Gegensatz zum französischen Garten, der die Idee des Absolutismus repräsentiert und dem sich folglich die Natur unterordnet. Auch der Chinesische Turm dient als Beispiel. Man blickte mit Interesse auf dieses Volk, von dem man annahm, dass es moralische Werte ohne christliche Offenbarung vermittelt bekäme. Interessanterweise kannte man das aus Quellen der Jesuiten, die in China missioniert hatten. Was macht nun der Tag der Gründung des Englischen Gartens zu einem Schicksalstag für Bayern? Wer weiß, was derzeitige Temperaturen für das Klima in München ohne seine grüne Lunge bedeuten würden!

Um nun aber auch auf den eingangs angedeuteten wichtigen 25. August zurückzukommen: Dies ist der Tag, an dem Ludwig II. in Schloss Nymphenburg geboren wurde. Er wurde auf den Namen Otto Friedrich Wilhelm Ludwig getauft. Sein Großvater, Ludwig I. – ebenfalls am 25. August geboren – bestand auf den Rufnamen Ludwig und konnte sich durchsetzen. Trotz der enormen Leistungen des Monarchen Ludwig I. ist es Ludwig II., mit dem Bayern zum Mythos wurde. Wie sein Großvater war er ein großer Förderer der Künste.

Allerdings nicht im Rahmen eines staatlichen Zweckes, sondern nur für sich. Seine Schlossbauten dienten ausschließlich als Kulisse für seine Phantasien. Er wollte auch, dass sie nach seinem Tod wieder abgerissen werden. Dann wurden sie allerdings sofort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um zu zeigen, dass dieser Regent verrückt war. Noch heute ein Segen für die bayerische Tourismusindustrie.

Statue des Kaisers Augustus

Gaius Octavius (Kaiser Augustus), der Erbe des Julius Cäsar war der erste römische Kaiser. Unter seiner Herrschaft (31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) wurde die römische Republik in eine Monarchie umgewandelt.

ulleo; CC0; Pixabay

Grundgesetz

Vom 10. bis 23. August 1948 und damit genau vor 70 Jahren tagte der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee. Tagungsort war übrigens das ehemalige Speisezimmer Ludwig II. Hier wurden die wesentlichen Grundlagen für das spätere Grundgesetz erarbeitet. Man erreichte eine Übereinstimmung in wesentlichen Fragen wie der föderalistisch verfassten Demokratie, des Rechtsstaates, der Achtung der Menschenrechte und der Schaffung einer politischen Ordnung, die einer Wiedervereinigung Deutschlands nicht hinderlich sein würde.

Als Ergebnisse konnte man unter anderem auch einen Staatsaufbau mit zwei Kammern, eine vom Parlament abhängige Bundesregierung und ein Staatsoberhaupt als neutrale Gewalt erzielen. Das waren wahre Schicksalstage im August.

Recht, Geschichte, Kultur
Dr. Birgit Strobl
Leiterin