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Folgen des Handelsdefizites in den USA
Diplomatie statt Schadenfreude

Das Kalkül des amerikanischen Präsidenten Donald Trump ging nicht auf. Mit Zöllen wollte er die heimische Wirtschaft schützen, mit Steuerentlastungen die Konjunktur ankurbeln, um auch das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten abzubauen. Die neuesten Zahlen zeigen: Das Handelsdefizit der USA ist heute größer denn je. Die Ökonomen hatten genau diese Entwicklung vorhergesagt. Aber nun ist Diplomatie gefragt. Ein Twitter nach dem Motto: „Haben wir`s nicht gesagt, Donald?“ schadet uns allen.

Größer denn je ist heute das Handelsdefizit der USA. Es ist im letzten Jahr um mehr als 18 Prozent gestiegen.

Größer denn je ist heute das Handelsdefizit der USA. Es ist im letzten Jahr um mehr als 18 Prozent gestiegen.

Pexels; CC0; Pixabay

Nach Mitteilungen des US-Handelsministeriums stieg das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten im Jahr 2018 um 18,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt die Differenz zwischen Im- und Exporten bei 621 Milliarden Dollar. Mit der transatlantischen Brille betrachtet, ist die Tatsache, dass das Defizit mit der EU sich dabei auf einen Zuwachs von 169 Milliarden beläuft, also auf rund 12 Prozent, besonders heikel. 

Wenn auch die Entscheidungskriterien des Präsidenten nicht immer mit rationalen Argumenten nachvollziehbar sind, so ist mittlerweile bekannt, dass Donald Trump „liefern“ will. Er will seine Wahlversprechen mit aller Macht einlösen. Der Abbau des Handelsdefizits ist genauso ein Vorzeigeobjekt wie der Aufbau der Mauer zu Mexico. Dazu zündelt er mit China an der Lunte „Handelskrieg“ und den Europäern, vor allem den Deutschen, hält er bis zu 25 Prozent Zölle auf Autoimporte vor Augen. 

Das US-amerikanische Handelsdefizit kann massive Auswirkungen auf den Europäischen Markt haben

Das US-amerikanische Handelsdefizit kann massive Auswirkungen auf den Europäischen Markt haben.

Bru-nO; CC0; Pixabay

Zur aktuellen Situation

Wenn auch die Entscheidungskriterien des Präsidenten nicht immer mit rationalen Argumenten nachvollziehbar sind, so ist mittlerweile bekannt, dass Donald Trump „liefern“ will. Er will seine Wahlversprechen mit aller Macht einlösen. Der Abbau des Handelsdefizits ist genauso ein Vorzeigeobjekt wie der Aufbau der Mauer zu Mexico. Dazu zündelt er mit China an der Lunte „Handelskrieg“ und den Europäern, vor allem den Deutschen, hält er bis zu 25 Prozent Zölle auf Autoimporte vor Augen. 

Für 27,2 Milliarden Euro wurden deutsche Autos im letzten Jahr in die USA importiert. Die USA hat im Gegenzug für 5,2 Milliarden Autos nach Deutschland ausgeliefert. Dabei waren auch Autos von deutschen Unternehmen, die in USA produzieren, BMW zum Beispiel, die ihre SUVs ausschließlich in South Carolina produzieren und von dort aus in die Welt exportieren. Donald Trump gefällt all das sicher nicht. Es ist nicht auszuschließen, dass er angesichts der ernüchternden Ergebnisse nun doch die Keule der Strafzölle schwingt. Hier ist Vorsicht angeraten, denn langfristig, das hat das Ifo-Institut ermittelt, könnten damit die Autoexporte der Deutschen nach USA um bis auf die Hälfte reduziert werden. 

Es ist also keinesfalls ausgeschlossen, dass Donald Trump nun eher offensiv werden möchte. Allerdings - darüber haben wir hier mehrmals berichtet, hat der Präsident immer wieder überraschend bewiesen, dass er seine Entscheidungen ändert (z.B.: Der Beginn eines Handelskriegs?).Insoweit ist das wachsende Defizit nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine Chance. Eine Chance, klarzumachen, dass merkantilistische Reaktionen auch und vor allem das eigene Land negativ beeinflussen. Das zeigen die neuesten Zahlen des Handelsdefizits. Auch wenn die Zölle auf Stahl rund 160.000 Mitarbeiter dieser Branche schützen, so können die damit verbundenen Wirtschaftszweige über 1 Million Arbeitslose mit sich bringen. Auch die Steuerreduzierungen, die den Menschen ein wenig mehr im Geldbeutel ließen, haben letztlich dazu geführt, dass sie mehr deutsche und chinesische Produkte kauften. 

Präsident Trump möchte das Handelsdefizit abbauen und seine Wahlversprechen erfüllen.

Präsident Trump möchte das Handelsdefizit abbauen und seine Wahlversprechen erfüllen.

PedragKezic; CC0 ; Pixabay

Wie kann es weitergehen?

Es ist alles nicht wirklich einfach in diesem Handelsstreit. Aber jetzt zu triumphieren, anstatt die Chance für einen neuen Ansatz zu sehen und zu suchen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Erfolg.
Wenn wir selbst unsere Warnungen an die Vereinigten Staaten ernst nehmen, indem wir auf die Vernetzung der Weltwirtschaft, die internationalen Wertschöpfungsketten hinweisen, um zu zeigen, dass protektionistische Maßnahmen gegenteilige Effekte haben, dann können wir uns nicht freuen über die Ergebnisse in den USA. Aber wir können sie als Anlass nehmen, um einen weiteren Schritt im gegenseitigen transatlantischen Verständnis zu gehen.

Das kann vor allem deshalb gut gelingen, weil nicht ein einziges Land verhandelt, sondern die Europäische Union. Sie kann mit mehr Marktmacht und damit mehr Durchsetzungskompetenz auftreten. All diese Effekte haben Auswirkungen auf Deutschland, auf Europa - ganz gleich, wie rational die Entscheidungen dahinter waren. Diplomatie ist gefragt. Und sie verträgt keine Schadenfreude. 

 

Autorin: Dr. Claudia Schlembach, HSS

Wirtschaft und Finanzen
Dr. Claudia Schlembach
Leiterin