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Wässerungsübung des Notfallverbundes der Münchner Archive
Archivalien unter Wasser

Autor: Stefan Obermeier

Starkregen, Überschwemmungen, Sturzfluten: Mit der zunehmenden Häufung dieser Ereignisse steigt auch die Gefahr eines Wasserschadens im Archiv. Um für diesen Fall gerüstet zu sein, initiierte der Notfallverbund der Münchner Archive eine Wässerungsübung.

Das Archiv für Christlich-Soziale Politik (ACSP) beteiligte sich als Mitglied des Notfallverbundes der Münchner Archive an dessen Wässerungsübung am 22. Juni 2022. Es wurde ein Notfall simuliert, bei dem Archivgut unter Wasser gesetzt wurde. Das Ziel der Übung bestand darin, das Vorgehen und die Abläufe beim Vorfinden von durchnässtem Archivgut in der Praxis zu üben. Austragungsorte waren das Bayerische Hauptstaatsarchiv und die UniCredit Bank AG.

Stefan Obermeier vom ACSP beim Verpacken von nassem Archivgut

Stefan Obermeier vom ACSP beim Verpacken von nassem Archivgut

Alarmieren, Verpacken, Schockgefrieren

Realitätsnah wurden unter der Anleitung einer Restauratorin alle notwendigen Schritte berücksichtigt. Zunächst war zu klären:

  • Wo tritt das Wasser aus?
  • Geht Gefahr vom Wasser aus (z.B. Stromschläge)?

Dem folgten eine erste grobe Dokumentation des Schadens und die Alarmierung des Notfallverbundes. 

Im Mittelpunkt der Übung stand dann die Bergung des Archivguts. Die nassen Unterlagen wurden behutsam in Stretchfolie oder Plastikbeutel verpackt. Zugleich wurde nun eine exakte Liste der betroffenen Unterlagen angefertigt. Folie und Plastikbeutel wurden ebenso wie die entsprechende Schutzausrüstung (z.B. Handschuhe) den zur Grundausstattung von Archiven gehörenden Notfallboxen entnommen. Anschließend erfolgte der Transport des verpackten Archivguts vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv in die Zentrale der UniCredit Bank AG (HVB Tower). Die UniCredit Bank AG stellt dort den Mitgliedern des Notfallverbundes in Notfällen Kühlräume zur Verfügung. Eine Schockgefrierung führte zu einem raschen Durchfrieren der Archivalien innerhalb von drei Stunden. Dadurch und mit der nun folgenden Lagerung bei – 18° C wird u.a. die Bildung von Mikroorganismen (Schimmelbildung) unterbunden. Das Verpacken des Archivguts in Plastik verhindert zudem ein Verklumpen der Unterlagen.

Verpacktes nasses Archivgut im Schockfroster

Verpacktes nasses Archivgut im Schockfroster

Gerüstet für den Notfall

Da das Auftauen der Archivalien im Ernstfall von einer Spezialfirma übernommen werden muss, waren alle wesentlichen Maßnahmen zum Erhalt des beschädigten Archivguts erledigt. Die Wässerungsübung ermöglichte damit die praktische Anwendung des theoretischen Wissens. Gleichzeitig bot sie auch Gelegenheit, diese praktische Umsetzung in einer abschließenden Diskussion zu reflektieren und Optimierungspotenziale zu eruieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiterer Bericht über die Übung: 

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